IT-Fachkonferenz in Schwerin:
„Sensibler geworden“
Das Ziel ist klar, doch der Weg muss erst noch gefunden werden: Auf einer Fachkonferenz in Schwerin diskutierten Beschaffer, Bieter und internationale NGOs immerhin erste Schritte auf dem Weg zur sozialverträglichen Beschaffung von IT-Hardware. Sabine Poell, die Leiterin der Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung, stellte auf einer Fachkonferenz in Schwerin das Angebot einem internationalen Publikum vor.
Öko? Logisch! Sozial? Eher nicht. Umweltschonende Kriterien werden schon heute in vielen IT-Beschaffungen berücksichtigt. Anders sieht es mit sozialen Kriterien aus; sie finden erst langsam Eingang in öffentliche Beschaffungsverfahren.
Um dies zu ändern, hatten fünf entwicklungspolitische Netzwerke (Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein, Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk e.V., Eine Welt Landesnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern, Eine Welt Netzwerk Hamburg e.V., Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V.), zur zweitägigen Konferenz ins Schweriner Schloss geladen. Am 20. und 21.02.2014 diskutierten Vertreter von Behörden, Industrie und NGOs die Probleme einer sozialverträglichen IT-Beschaffung von der Produktion bis hin zur Entsorgung. „Alle Beteiligten waren sich einig, dass wir das Ziel einer sozialverträglichen IT-Beschaffung weiter vorantreiben müssen“, resümiert Poell. „Durch diese Veranstaltung haben nicht nur alle Seiten einen guten Einblick in die Problemstellungen gewonnen, sondern sind auch sensibler geworden für die unterschiedlichen Interessen und Hindernisse der anderen Akteure. Vor allem in den Workshops gab es reichlich Gelegenheit zum Austausch.“
Poell stellte auf der Konferenz die Aufgaben und Ziele der Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung vor. Die übrigen Teilnehmer interessierten sich dabei besonders für die Branchenvereinbarung des Beschaffungsamts mit BITKOM: Sie regelt die Berücksichtigung der ILO-Kernarbeitsnormen bei der Beschaffung von IT-Hardware.
Ihre jeweiligen Erfahrungen mit sozialen Kriterien in norddeutschen IT-Ausschreibungen erläuterten Martin Hagen, Senator für Finanzen in Bremen, und Dirk Damerow vom IT-Anbieter Dataport, während Annelie Evermann von der NGO WEED (World Economy, Ecology & Development) ihren Zuhörern einen breiten Überblick über die aktuelle Situation, Akteure und Perspektiven der sozialverträglichen öffentlichen IT-Beschaffung verschaffte.
Einen schockierenden Einblick in IT-Produktionsstätten in China bot Kevin Slaton von China-Labour-Watch (USA). Aus Sicht der Hersteller beleuchteten im Anschluss Felix Eschner, EPSON, und Diana Lantzen, Nager-IT, verschiedene Möglichkeiten und Hindernisse dafür, die Arbeitsbedingungen vor Ort zu verbessern. Eine solche Möglichkeit bietet zum Beispiel der TCO-certified-Standard, den Niclas Rydell von TCO Development (Schweden) vorstellte.
Aber nicht nur die Produktion von IT-Hardware war Thema auf der Konferenz, sondern auch die Entsorgung von Altgeräten. Cornelia Heydenreich von der NGO Germanwatch beleuchtete in ihrem Beitrag dazu vor allem die sozialen Dimensionen.